Ja, was jetzt. Nun ist es schon 5 Tage her. Olli ist seit 5 Tagen nicht mehr bei uns. Die Zeit rennt mal wieder und zieht irgendwie an mir vorbei ohne viel sinnvolles getan zu haben. Viele Gespräche mit Freunden und Bekannten, Verwandten und natürlich dem Bestatter. Alles wichtig, klar. Ich bin überwältigt von der Anteilnahme aller Bekannten und Freunden und auch „Fremden“ viele Karten haben mich erreicht, hier im Blog sind es über 60 Kommentare, auf wer kennt wen sind eigene Threads für Olli eröffnet worden, bei Facebook auch etliches an Kommentaren die Beileidsbekundungen beinhalten. Und natürlich viele persönliche und telefonische Kontakte. Es ist echt gut zu wissen das ich nicht alleine bin. Am liebsten würde ich mich bei jedem einzelnen von euch bedanken für die lieben Worte die ihr trotz der sprachlosen Momente immer gefunden habt aber das gibt leider mein Zeitfenster nicht her… Ich habe Olli immer erzählt wie unglaublich toll diese Seite hier ankommt und er so vielen geholfen hat und einfach viel Anteilnahmen zu sehen ist. Meine Familie unterstützt mich, Freunde auch. Eigentlich alle. Ins Hospiz kann ich auch jederzeit kommen wenn mir danach ist. Bekannte und Freunde kommen vorbei, bringen Kuchen, manche kommen einfach so vorbei zum reden, andere laden mich zum Essen Mittags oder und Abends ein. Meine Freundin steht mir fast täglich bei. Und ganz besonders möchte ich mich bedanken bei einer Frau die mir anonym einen Blumenstrauß zu kommen lassen hat. Vielleicht outet sie sich doch noch irgendwann. Habe mich jedenfalls über diese nette Geste gefreut und vermute das sie eine Leserin hier ist.
Ja was passiert jetzt mit dieser Seite haben mich schon einige gefragt… Ich habe mir überlegt das ich sie erstmal weiterführen will. Olli ist eingeschlafen aber muss deswegen auch diese Seite einschlafen? Das würde Oli sicherlich nicht wollen. Vielleicht kann ich jetzt einfach runterschreiben was mir auf der Seele brennt, vielleicht kann ich anderen Trauernden naja helfen ist zuviel gesagt, ich brauche ja selber Hilfe aber vielleicht kann man sich austauschen. Mir tut es so leid, allen Rat suchenden nun nicht mehr den Mut machen zu können, seht her, er kämpft noch immer… keine bessere Botschaft zu bringen als Olli hat den Kampf leider nicht gewonnen. Auch wenn er ihn eigentlich teilweise gewonnen hat, er hat die Statistik locker links liegen lassen. Mit 21 Monaten Glioblastom, das ist eine Leistung. Wobei es Leute gibt die schon länger damit leben aber eben auch viele die nicht mal annähernd an die 20 oder sogar nur 10 Monate kommen. Also hat Olli doch echt Mut machen können, nur leider nicht mit dem gewünschten Ende. Es gibt sehr viele Seiten über seine Erkrankung, Glioblastom Typ 4, das ist scheinbar ein echter Begriff geworden, leider. Immer wieder höre ich von Leuten auch aus dem näheren Umfeld die daran verstorben sind oder noch kämpfen. Man wird natürlich hellhöriger.
Wie geht es dir, fragen auch so viele. Eine Frage die sich nicht so leicht beantworten lässt. Wie gesagt, ich bin überwältigt von der zahlreichen Anteilnahme. Es gibt viele Momente am Tag, an denen mir alles hochkommt, die Tränen sind ein täglicher Begleiter geworden aber erst seit jetzt? Nein, eindeutig Nein. Die Tränen, die Trauer sitzt eigentlich seit dem 11.07.09 tief in mir drin. Am Anfang mehr, zwischendrin weniger, dann wieder mehr. Die letzten Wochen und Monate, eigentlich seit letztem November war ich täglich von der Angst geplagt mein Partner könnte gehen, bald gehen, was wird er durchmachen müssen, wird es noch schlimmer als es eh schon ist? Und es wurde schlimmer und die Tränen wurden mehr, nahezu von Tag zu Tag. Sicher gab es auch „gute“ Tage aber eben nur Tage die für die Situation „gut“ waren. Wir alle die mit ihm zu tun haben und hatten, wussten fast alle von Anfang an, das der Tag „X“ kommen wird. Man versucht sich drauf vorzubereiten, verdrängt es aber es gelingt eigentlich nicht. Grade die letzten Wochen waren doch sehr schwer , sie zogen sich, Olli war ein Kämpfer, er wollte um keinen Preis aufgeben, auch als es eigentlich für ihn gut gewesen wäre. Ich bin sicher, hätte der Tumor Ollis Kampf nicht beendet, er hätte noch mehr Kräfte mobilisiert. Nicht an der Kraft hat es gescheitert, die Atmung hat einfach aufgehört, ohne das er leiden musste oder er irgendwie um Luft ringen musste. Einfach weg war er, hat sich klammheimlich aus dem Staub gemacht in meiner Gegenwart. Meine Freundin und mein Vater waren ja auch dabei, ich war froh darum, sie konnten mich stützen.
Dank der wertvollen Unterstützung des Hospizes, war es möglich das wir bis lange in die Nacht bei ihm bleiben konnten. Freunde und Familie kamen, wir hatten soviel Zeit wie wir brauchten und wollten. Auch am nächsten Tag war ich und ein Freund von ihm nochmal bei ihm. Ich konnte ihn nochmal sehen und mich von seiner Friedlichkeit überzeugen, inzwischen hatten die Schwestern ihn gewaschen und die Kleidung angezogen die ich ausgewählt hatte. Ollis Lieblingskleidung. Außerdem haben sie ihn schön gemacht, der Engel den ihr auf dem Foto schon sehen konntet, eine Rose, ein kleiner Altar, eine Kerze, es war alles so Rund irgendwie. Ja und ab Montag begann irgendwie eine neue Zeit. Viel Organisation, Beerdigung vorbereiten, informieren über seinen Tod, wie schon geschrieben Telefonate und Kontakte und so vergeht die Zeit wie im Flug. Auch muss ich sagen das eine gewisse „Last“ von mir gefallen ist. Jetzt erst merke ich wie gut ich durchorganisiert war. Fast immer wenn ich was zu erledigen habe, fällt mir ein, du kannst es jetzt ohne Druck erledigen, du kannst dir die Zeit nehmen die es dauert. Olli geht es jetzt gut, ich muss mir keine Gedanken machen, was macht er, klappt alles, wartet er auf mich oder geht es ihm schlechter als ich ihn das letzte Mal sah. Die geschaffenen Rituale kommen natürlich immer wieder durch. Grad heute erwischte ich mich das ich mein Handy beim Essen gehen mit Freunden neben mir liegen hatte und immer wieder drauf schaute, eigentlich muss ich es jetzt nicht mehr… So ist es aber und dann kommen wieder die Momente an denen man am liebsten laut losweinen würde… Jetzt habe ich einen Roman geschrieben und wollte eigenltich nur kurz mal eben schnell was schreiben. Habt ihr also was zu lesen jetzt. Für Olli brennt seit Samstag eine Kerze auf unserer Terrasse, die seit Montag in einer Laterne steht und somit windsicher ist, sie brennt seit dem durchgehend. Ob Olli uns jetzt das tolle Wetter schenkt und uns somit die Trauer erleichtern will? Das Wetter hier bei uns ist schon echt gut. Um die 25 grad C und viel Sonne, schön ist es. Am Montag wird es nochmal sehr schwer, da findet die Beerdigung in Griesheim bei Darmstadt statt. Alle die können und das Bedürfnis haben sich bei ihm zu verabschieden, werden und können kommen. Vermutlich wird uns dann klar was eigentlich geschehen ist, wenn ich ehrlich bin habe ich es nämlich noch nicht wirklich verstanden…
So und nun mache ich Schluss und hoffe euch nicht zuviel aus der Seelenwelt erzählt zu haben 🙂
Alles Liebe euch allen und ein dickes DANKE an alle die sich angesprochen fühlen.
Und jetzt stelle ich grade fest, dass der Artikel 02.04.11 Zimmer 1 innerhalb 5 Tagen satte 3.208 Ansichten bekommen hat, wow, ich bin echt überwältigt und gerührt zugleich… Danke liebe Leser, das ihr alle da seid mit euren Gedanken…!!!