Die Zeit vergeht und Olli ist schon seit fast 14 Wochen nicht mehr bei mir/uns.  Es ist kaum zu glauben das es schon so lange her ist wobei inzwischen schon wieder so viel passiert ist, dass man manchmal auch glauben kann, dass es noch länger her ist. Gestern war ich mit seiner Oma nach einem Grabstein schauen und ich glaube wir haben was „schönes“ gefunden, das ganz nach seinem Geschmack ist. Leider wird es noch eine Weile dauern bis er da ist, wir haben mit etwa 3 Monaten zu rechnen. Ich freue mich, dass sich doch immer wieder Menschen an mich wenden die in einer gleichen oder ähnlichen Situation wie ich sind.  Wie ich vernommen habe, scheint es derzeit nur wenige aktive Homepages zu dieser Thematik zu geben. Leider höre ich aber auch immer wieder von weitern verstorbenen an dieser bösartigen Erkrankung, vielleicht überlege ich mir hier eine Art Erinnerungsecke zu machen, so kann jeder der es möchte ein Bild oder den Namen von seinem geliebten Menschen hier einstellen, der mir eins zuschickt und der ausschließlich an einem Hirntumor verstorben ist, mal sehen…

Ja um auf mich mich zu kommen, es ist schon so viel geschehen seit Olli nicht mehr da ist, soviel, dass ich mal wieder Romane schreiben könnte. Der Alltag läuft, irgendwie aber er ist knallhart. Vor knapp 3 Wochen mussten wir erneut zu einer Beerdigung gehen, diese war für mich fast schlimmer als Ollis, ich empfand sie fast wie eine 2. Beerdigung von Olli da ich diese so real mitbekommen habe. Ich merkte dort erst, wie gedämpft ich Ollis Beerdigung empfunden habe, wohl ein guter Schutzmechanismus des Körpers. Außerdem brachte mich der Tod dieses Menschens sehr zum nachdenken, sie war eine gute Freundin der Familie und hatte eigentlich nahezu das Gleiche mitgemacht wie ich. Auch sie stand ihrem Freund Tag und Nacht zur Seite und kämpfte mit ihm bis an sein Lebensende. Im Februar starb ihr Freund an einer anderen bösartigen Krebs Erkrankung die ihn ebanfalls unaufhaltlich zu einem frühen Lebensende brachte. Der Unterschied zwischen uns beiden ist jedoch, ich bin sehr offensiv wie ihr wisst mit der Thematik umgegangen, sie hingegen hat es einfach nicht geschafft damit umzugehen. Keine Frage, ein Umgang mit dem Tod ist nie einfach, erstrecht nicht wenn man keine 30 Jahre alt ist. Aber sie hat es einfach nicht geschafft sich damit auseinander zu setzen und einen neuen Sinn im Leben zu finden. So hat sie sich auf die Reise zu ihrem Freund begeben und ich wünsche ihr, das sie bei ihm angekommen ist. Er schien ihr einziger Sinn im Leben gewesen zu sein und der Preis den sie hier auf der Erde bezahlen muss, ihn nicht mehr bei sich zu haben, war ihr einfach zu hoch. In Gedanken bin ich oft bei ihren Liebsten die jetzt noch einen Verlust innerhalb weniger Monate ertragen müssen. Es tut mir so leid. Nun kann ich allen Menschen wünschen und hoffen, dass ihr einen neuen Sinn im Leben finden werdet, es ist nicht einfach und ich weiß wovon ich rede aber es muss irgendwie gehen. Ein Lied das ich bei Ollis Beerdigung spielen ließ, ist: „geboren um zu Leben“ (Unheilig) und nach diesem Leitfaden muss es wohl weitergehen. Oder sind wir geboren um zu sterben? Ja bestimmt sind wir das aber vorher, sind wir geboren um zu Leben !!! Und das kann man nutzen soweit es einem möglich ist. Ich möchte aber niemanden Vorwürfe machen, jeder muss selber entscheiden und sehen inwiefern man geboren ist um zu Leben. Ich denke es kann jeder verstehen…

Ansonsten geht es im Moment ziemlich drunter und drüber. Die Arbeit hat mich im Griff wobei ich grad ein schönes verlängertes Urlaubswochenende in Frankreich genießen konnte und ich befinde mich auf intensiver Wohnungssuche. Zum 30.09. brauche ich eine neue Bleibe und das ist gar nicht so einfach. Meine Wohnung ist verkauft worden und die Umstände wie dies abgelaufen ist, sind für mich nicht ganz nachvollziehbar und nur schwer zu akzeptieren. Aber es nutzt ja nix, jetzt brauche ich was Neues und das am besten schnell. Ollis Bürokratie hat endlich stark abgenommen und nur noch vereinzelt muss man das ein oder andere Erledigen. Jedoch sind noch die Pc Sachen zu regeln bei denen ich Unterstützung brauche und bekomme. Komisch ist es wenn ich in seinen Schreibtisch sehe oder in seinen Kleiderschrank, alles ist als würde er jeden Moment zurück kommen. Der Perso, sein Schlüssel, sein Hab und Gut, seine Kleidung, alles liegt parat da wo er es zuletzt abgelegt hat, sozusagen bestens Vorbereitet für ein „coming back“ schade das dies nicht eintreten wird…

Und nun versuche ich weiterhin das Beste draus zu machen und widme mich weiter den Dingen die da kommen werden, mit der Gewissheit, dass Olli bei mir ist. Ich wünsche euch ein paar schöne Sommer / Urlaubswochen und sage bis bald.  Ganz liebe Grüße Esther