Nun ist es 3 Wochen her und noch immer ist es irgendwie unrealistisch und nicht zu glauben. Es geht alles weiter, nichts hält an. Die Vögel zwitschern, wie immer. Die Sonne geht auf, geht unter, wie immer. Die Nacht kommt, die Nacht geht, wie immer. Die Autos fahren, die Supermärkte sind gefüllt, die Stadt ist in Bewegung, Geburtstage und Feste wie auch Ostern sind da, gehen wieder und die nächsten Geburtstage und Festlichkeiten werden folgen, wie immer ! Ja aber eigentlich will man das doch nicht, es ist doch grad was schlimmes passiert… Andererseits sagt die Vernunft, es muss doch weiter gehen… Es geht auch weiter, alles irgendwie seinen gewohnten Gang. Mit einer Ausnahme, einer fehlt! Und bistimmt nicht nur einer, wie ich in der Vergangenheit die Erfahrung machte, feht nicht nur einer sondern viele, viele Menschen. Sehr viele Familien haben mit einem Verlust zu leben, man merkt es kaum weil es einen nicht selber betrifft aber es ist wirklich so. Ich könnte so viele Menschen aufzählen die unsere Welt hier verlassen haben, verlassen mussten. Die Familien, Freunde und Bekannte dieser Menschen betrauern diesen Verlust und an Festen wie jetzt zB Ostern oder an Geburtstagen, bleibt ein Platz einfach frei. Bleibt die Frage im Raum, wo ist unsere geliebte Person? Was wird er/sie jetzt wohl tun, denken? Ist er/sie vielleicht irgendwie doch anwesend oder ganz woanders? Die Frage wie geht es nach dem Tod weiter, ist eine Frage mit der man sich im Leben bestimmt mal beschäftigt aber intensiv beschäftigt man sich wohl erst nach einem Verlust damit. Wie oben geschrieben, alles geht weiter, die Welt hält nicht einfach an, auch wenn wir das vielleicht wollen würden. Oder doch nicht?
Ich habe turbulente Wochen verbracht, die letzten Tage und Wochen vergingen wie im Flug, wie auch schon die Zeit davor. Gedanken machen sich in Ruhe und in der Nacht breit und kreisen im Kopf. Die erste Woche nach dem 02.04.11 verging wohl wie in einem Film, an den ich mich sogut wie nicht erinnere, einzelne kleine Punkte sind noch in Erinnerung aber das Meißte ist weg, wie gelöscht oder gar nicht erst miterlebt. Dafür habe ich die letzten Tage umso intensiver erlebt. Ich erkenne mit welchen Problemen sich manche Menschen abgeben und sich Probleme selber machen, vielleicht Probleme die gar nicht vorhanden sind sondern einfach in manchen Köpfen als Problem zusammen gesponnen werden. Was nicht bedeuten soll das Probleme anderer herunter gespielt werden. Denn ein Problem ist da weil es eine Person bedrückt oder als schwierige Herausforderung betrachtet wird. Zumindest Probleme die da sind. Naja… Auch erfahre ich immerwieder welch ein Tabuthema das Thema Tod in unserer Gesellschaft noch immer ist. Da heißt es, die Welt ist moderner und offener geworden, ja ist sie aber im Thema Tod, definitiv nicht. Es gibt Menschen die erwarten wenn sie mich sehen wohl: da kommt jetzt ein Wrack, psychisch am Ende, Tränenüberströmt, hager und blass und einfach fix und fertig. Ihre Worte zum Trost würden wohl lauten: hey, es geht weiter, Kopf hoch, du bist jung, alles wird schon wieder… Das Problem ist nur, was ist wenn sie mich sehen und ich wirke fast normal, was ist wenn ich nicht Tränenüberstömt vor ihnen stehe und ihnen nicht mein Leid klage sondern mich versuche abzulenken und versuche an Dingen zu erfreuen die ich in den letzten 2 Jahren kaum oder gar nicht erleben durfte, eine neugewonnene Freiheit die ich seit 6 Monaten hatte, nutze. Was ist dann? Dann sind viele Menschen einfach nur überfordert. Dann kommen die Gedanken wohl: Sie trauert gar nicht, sie hat ihn bestimmt nicht geliebt, bestimmt ist sie froh das er jetzt nicht mehr da ist. Was soll man dazu sagen??? Hat denn irgendjemand danach gefragt wie man sich fühlt wenn man mit 27 Jahren einen Sarg aussuchen darf, einen Sarg für den Menschen mit dem man sich eiegntlich das gemeinsame Leben vorgestellt hatte, mit dem die Welt gemeinsam weiter gehen sollte? Fragt jemand wie man sich fühlt wenn man Stundenlang in einem Hospiz am Bette des geliebten Partners sitzt? Wenn mann immerweider jeden Tag auf das Neue mit einer neuen Situation überflutet wird und sich damit abfinden muss ob man will oder nicht? Wenn man sehen muss, wie sich der gestandene Mann zu einem Kind, sogar Kleinstkind zurück entwickelt und nichts mehr alleine kann? Wie es ist, wenn der Partner teilweise selber seinen Rückgang mitbekommt und darüber sehr traurig ist, wenn man ihn versucht zu trösten obwohl man selber Trost gebrauchen könnte. Fragt jemand danach wie es ist seinen Partner zu beerdigen,danach alleine in der Wohnung zu leben in der viele Erinnerungen stecken, wenn man alleine ins Bett gehen muss und niemand einem gute Nacht sagt, sondern einfach eine Stille herrscht, wenn man alleine einfach das Leben neu gestalten muss ob man will oder nicht, denn, es geht ja weiter… Nein, das Fragen nur Freunde und diejenigen die sich wirklich für jemanden interessieren oder sich einfach in die Lage hineinversetzen können. Die sich erfreuen wenn es mir zumindest für Momente „gut“ geht und mir helfen mich abzulenken, die in Gedanken bei mir sind und mir zu neuer Freunde verhelfen wollen. Die mir nicht irgendetwas unterstellen oder darüber nachdenken, mensch die trauert ja gar nicht, die ist bestimmt froh das Er jetzt weg ist.
So, das musste ich mir jetzt leider mal runter schreiben. Ich danke allen die mir eben verhelfen zu neuer Freude und mir beistehen und mich unterstützen so wie ich es auch erfahre. Und somit wünsche ich allen auch wenn es schon fast vorbei ist: FROHE OSTERN !!! Gestern habe ich meine Verwandschaft die bei Marburg wohnt besucht und gemeinsam hatten wir mit den Kindern viel Spass beim Eierwerfen 🙂
Ich Grüße euch alle herzlich, eure Esther
Ps: ich sehe grad, ist der Artikel wieder lang geworden…