Lange habe ich nichts von mir hören lassen, ich habe es bei allem Stress immer wieder vor mich her geschoben und dachte, naja, wenn der Stein da ist, dann schreibst du wieder etwas…

Und nun ist der Stein da:

  

Da glänzt der Stein in seiner Pracht zu so einem traurigen Anlass. Ich bin sicher Olli würde der Stein gefallen. Alles glatt und kantig, nichts rund oder  ungerade, so wie er es immer wollte, alles ordentlich und mathematisch korrekt. Er sticht richtig raus auf dem Friedhof 😉

Inzwischen sind 8 Monate und 3 Tage vergangen. Die Frage wie es mir geht kann ich nach wie vor nicht ganz beantworten. Eigentlich geht es mir gut. Ich bin umgezogen und bewohne nun ein schnuckeliges Häuschen in Griesheim, Ollis Heimatort. Nach einem sehr stressigen, flotten Umzug habe ich mich ein wenig eingelebt und habe die Alltagssorgen die man so hat als „normaler Mensch“ in einem „normalen Leben“ Wenn ich überlege, Morgen vor einem Jahr, war die Dame vom MDK bei uns zu Hause und ordnete Olli in die Pflegestufe 2 ein.  Es war alles anders als jetzt, ich glaube nur selten verändert sich ein Leben so drastisch in einem Jahr. Heute vor einem Jahr, die ständige Angst, was wird kommen, wie wird es passieren, gibt es noch Hoffnung oder Rettung?, das waren die Wegbegleiter, die meine Gedankenwelt beherrschten. Jetzt habe ich diese Gedanken nicht mehr, es gibt Momente da kommen sie hoch. Genau jetzt zu der Zeit vor einem Jahr, begann der Anfang vom Ende, eine tragische Erfahrung. Jetzt sind es die Erinnerungen an die harte Zeit. Ich wünsche mir oft Abschnitte der Zeit zurück aber die Angst und der Druck, die Tränen, nein das wünsche ich mir nicht zurück aber was gäbe ich drum wenn Olli die Türe herein  käme und einfach wieder da ist, ein Wunsch der wie ich weiß nie mehr in Erfüllung gehen wird. Das macht mich unendlich traurig. Allerdings weiß ich, so wie er vor einem Jahr war, so wollte er nicht sein und jetzt geht es ihm gut, wo auch immer er ist. Noch immer kommen Briefe für Olli, das Finanzamt ist ganz vorne, an Ihnen scheint sein Tod vorbei gegangen zu sein. Die Steuererklärungen müssen Hinterbliebene abgeben, egal wie aber es muss, man lernt also nie aus. Auch andere Formalitäten stehen noch aus. Aber ich lerne das Leben auch wieder von der anderen Seite kennen. Ein schöner Urlaub im November am Meer all inklusive mit rund um Versorgung, das erleben der Vorweihnachtszeit, weggehen ohne Druck, einfach ein Wochenende planen wie man möchte. Und nun heimisch einrichten im neunen zu Hause, das sind Dinge die auch Spass machen können wenn man sich drauf einlässt und positives Leben zulässt. Neben der Arbeit und der Alltagssorgen versuche ich das vergangene so gut es geht zu verdauen, auch wenn es zeitweise nicht einfach ist. Meine alten Vermieter machten es mir sehr leicht, mich von der alten Wohnung zu trennen, auch darüber könnte ich Artikel schreiben aber das lasse ich besser. Nun sind all die Erinnerungen aus der alten Wohnung, im Kopf und weiterhin natürlich vorhanden aber sie begleiten mich nur auf Abruf und nicht wenn ich in die Ecken hier schaue. Vielleicht kann ich hier einen Neuanfang starten. Viele Freunde vorallem von Olli haben mir so tatkräftig beim um und Einzug geholfen. Ich danke euch !!!! Noch stehen Kisten herum, ich hoffe, dass sie bald verschwinden. Es wird wohl noch eine Zeit dauern bis ich auf Anhieb Dinge finde, die ich JETZT brauche. Die Anzahl der Anrufe beim Telefonanbieter sind nicht mehr zu zählen um endlich Festnetz und Internt zu bekommen  aber eigentlich kann man nur lachen darüber denn richtige Probleme sind das nicht… Das sind eben die Alltagssorgen und sie sorgen jetzt wohl dafür, das mir nicht langweilig wird 😉

Ich ende hier vorerst und wünsche euch allen eine schöne Adventszeit. Ich denke an alle, die dieses Jahr eine sehr schwierige Adventszeit haben und noch so viele schwere Schritte vor sich haben. M+J, wir denken an euch, ganz fest!  Auch an diejenigen, die ihre Liebsten in diesen Wochen verloren haben und ich denke da an ganz bestimmte Familien, für sie wird Weihnachten dieses Jahr auch ein ganz anderes Weihnachten werden. Vielleicht hilft es uns, dass unsere Liebsten dieses Jahr nicht leiden müssen und vielleicht ein Weihnachten auf ganz andere Art feiern dürfen.

Ich grüße alle Leser eure Esther