Eine der schwersten Entscheidungen meines Lebens musste ich gestern innerhalb von Minuten fällen…

Olli liegt ja nun seit Freitag im Wohnzimmer im Pflegebett, um ihm in der Nacht nahe zu sein, habe ich mein Lager für die Nächte im Wohnzimmer aufgeschlagen und schlief bei ihm. Unsere tolle Couch war übrigens ganz bequem. Das Wochenende war leider recht Schlafarm und Olli wurde immer unruhiger, er rief oft nach mir, das ich ihm helfen soll und bitte bitte komm doch zu mir und vieles mehr. Das Palliativ-Team war sehr bemüht ihn für die Nacht gute Medikamente zu geben das er zur Ruhe kommt aber leider hat nichts so wirklich gut geholfen. Stundenweise hat Olli schlafen können, meist tagsüber. Tagsüber musste ich aber auch viele Dinge erledigen und Besucher gibt es auch genug. So konnte ich Nachts weiterhin sehr wenig Schlaf tanken. Ollis Bedürfnisse dann zu befriedigen wann sie nötig waren konnte mir immer weniger gelingen, er ist einfach zu schwer für mich und eigentlich bräuchten wir hier eine weitere Kraft rund um die Uhr mit vielen Nerven und Kraft, leider wird das von der Krankenkasse nicht gestellt. Der Pflegedienst kam immer öfter und alles wurde immer erschwerlicher, vorallem für Olli und mich. Gestern Vormittag kam dann ein entscheidender Anruf von einer Einrichtung in Bensheim das kurzfristig ein Platz freigeworden ist. Nun musste ich ganz schnell überlegen ob das der Platz für Olli ist oder ob er an jemand anderen vergeben werden soll.  Tja, was tut man in so einer Situation, in der man mit so einer schweren Frage völlig überrumpelt wird. Ich war fix und fertig und Olli rief immerzu nach mir. Die Nerven liegen blank. Also sagte ich den Platz zu und schneller als ich schauen konnte war ein Verlegeungswagen in weiß/rot da und Olli wurde in das Auto gebracht. Natürlich begleitete ich ihn und packte die wichtigsten Sachen zusammen. Seit ein paar Wochen habe ich mit Olli über ein „Hotel für Kranke“ gesprochen, er hat dem zugestimmt und wurde natürlich auch gestern gefragt ob er bereit dazu ist. Olli hat zeitweise sehr klare Momente, manchmal bekommt er aber auch gar nix mit, das war für den Transport gestern nur gut. In Bensheim angekommen wurde er sehr freundlich empfangen, ich natürlich auch. Wir konnten beide da abgeholt werden wo wir waren, beide waren wir hilflos in dieser Situation. Ich wurde von Brunhilde, die Mutter meiner Freundin begleitet und sie hat das alles ganz toll unterstützt und mitorganisiert was noch offen war. Vielen Dank, du warst eine riesen Stütze !!!

Tja, nun ist Olli nicht mehr zu Hause bei mir, er ist in einer Einrichtung die spezialisiert ist Menschen auf dem Weg zu begleiten der sehr sehr schwer ist.   Olli ist in seinem neuen größeren sehr neumodischen Bett sofort eingeschlafen, so tief das er nicht mehr für ein Tschüß sagen erweckbar war. Zeigt das Gefühl von Ruhe und Geborgenheit. Die Mitarbeiter/innen sind super nett dort. Olli bekam in der letzten Nacht soagr noch ein Nutellabrot und einen Kakao wie er es sich wünschte und hat sonst wohl geschlafen. Er fragte ein paar Mal nach mir und fand sich gut ab mit der Antwort das ich morgen wieder komme und daheim bin um zu schlafen. Ich bin gespannt wie er sich weiter dort eingewöhnt, für den ersten Tag, schien er sehr ausgegelichen und ruhig, er hat fast den ganzen Tag in meiner Gegenwart geschlafen und schien einfach nur zufrieden. Ein Obstsalat mit Schokosträusel erfüllte seinen Nachmittag und der Flachbildschirm wird natürlich auch benutzt. Die Einrichtung ist ganz neu und schön, es gibt 2 Katzen die dort frei herumlaufen und morgen wird ein Hund dort einziehen, Olli wird sich bestimmt freuen, er liebt Hunde 🙂

Ich habe jederzeit die Möglichkeit, also rund um die Uhr bei ihm zu sein, auch Freunde dürfen immer kommen und auch Nachts bleiben. Ich komme langsam etwas zur Ruhe und habe heute schon gemerkt wie gut es tut das ich einfach nur bei ihm sein kann, ohne Zwänge irgendwas zu organisieren und zu Wissen das IMMER Hilfe da ist wenn wir sie brauchen. Wir werden uns noch ein wenig eingewöhnen und dann sehen wir mal wer zu Besuch kommen mag, traut euch, es lohnt sich diese schlimme Thematik von einer ganz anderen Seite kennen lernen zu dürfen. Bitte sprecht aber alle eure Besuche mit mir ab, Olli soll sich ausruhen und wohlfühlen und nicht überflutet werden 😉 Für einen kurzen Einblick:  www.hospiz-bergstrasse.de

Esther